Impuls zum Monatsspruch Juli 2023
Anstoß zum Nachdenken: Liebe, die Grenzen überwindet
Kategorie: Impulse
Quelle: Polizeipfarramt der EKHN
Bildrechte: banksy
„Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel seid.“ (Matthäusevangelium Kapitel 5, Verse 44+45)
Unüberwindliche Gotteskraft
Draußen ist das schönste Wetter. Man freut sich aufs Grillen, auf die Talsperre, die lauen Sommerabende. Und kann doch den Krieg, der an Europas Grenze tobt, nicht beiseiteschieben.
Kann man mitten im Krieg, der an der Grenze Europas tobt, mit so einem Bibelspruch ankommen? Meine Feinde können mich mal gerne haben! Aber umgekehrt?! Jeder hat sofort seine Lieblingsfeinde vor Augen: Rassisten, ignorante Richter, Fahrradfahrer, Klimakleber, Kleinkriminelle, notorische Anzeigenerstatter, junge Männer, die voller Inbrunnst rufen: „Ey, washabbischdenngemaaacht?!“
Egal wie man ihn dreht, der Bibelvers ist eine Zumutung. Das war er aber auch schon, als Jesus ihn ausgesprochen hatte: „‘Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘ ist schön und gut. Das bedeutet aber, wenn man‘s zu Ende denkt: Liebt auch eure Feinde“, sagt Jesus in der Bergpredigt, und seine Zuhörer guckten entweder betreten auf ihre Sandalen oder gingen kopfschüttelnd nach Hause. „Wenn ihr bloß die liebt, die euch auch mögen und Likes an die verteilt, die euch auch toll finden, was soll das? Das macht jeder kleine Egoist, der erst mal an sich denkt, auch“, rief Jesus ihnen noch hinterher.
Jesus hat Recht: Wenn man Liebe nur verteilt, wenn man vorher genug abbekommen hat, dann ändert sich nichts. So wird keine Brücke gebaut, kein Hass überwunden, keine seelische Wunde geheilt, kein Krieg beendet und die Welt keinen Deut besser. Das Grundproblem ist, dass so am Ende immer der Hass übrigbleibt. Davon gibt’s immer mehr als Liebe.
Liebe ist eine Entscheidung
Eigentlich ist das zu viel verlangt. Aber diese Feindesliebe, von der Jesus spricht, ist der Grund, warum Gott es bis jetzt nicht aufgegeben hat, diese Welt nicht aufzugeben und die Entfremdung zwischen ihm und uns zu überwinden. Feindesliebe ist Gotteskraft. Sie überwindet alles. Schuld. Sünde. Unüberbrückbare Differenzen. Sie schafft Neues, wo nur verbrannte Erde geblieben ist. Sie erweicht den härtesten Stein. Sie hofft alles, glaubt alles und hält allem stand.
Wenn du wirklich Gottes Liebe näherkommen willst, dann probier‘ das mit der Liebe, die Grenzen überwindet, aus: Normale Menschen halten an der Stelle lieber Sicherheitsabstand zu Gott. Aber sie werden die Macht der Liebe Gottes vielleicht nie wirklich erfahren. Auch wenn es dir völlig unmöglich erscheint: Vielleicht hilft es dabei ja zu realisieren, dass Liebe nicht einfach ein Gefühl ist. Sondern eine Entscheidung, die man trifft. Sonst wäre Feindesliebe Masochismus.
Popsänger Sting hat Recht. Und zum Glück gibt's die Polizei
Du musst den supernervigen Kleinkriminellen auf der Straße oder deinen Nachbarn, der so gerne Anzeige erstattet, nicht umarmen, wenn du dich überwinden musst. Aber was wäre, wenn man den Gedanken zuzulassen würde, dass Gott die Feinde auf der anderen Seite auch liebt? Und für beide gestorben ist. Und die Russen im Graben gegenüber ihre Kinder auch lieben, hatte Gordon Sumner, der als Popsänger Sting berühmt geworden ist, 1985 gesungen. Mitten im kalten Krieg. Und wenn lieben wirklich nicht geht, kann man ja mit Beten anfangen.
Wichtig ist jedoch: Man kann Feindesliebe nur auf eigene Rechnung üben. Aber nicht danebenstehen, zugucken und sie vom Opfer fordern, das gerade überfallen wird. Da muss man helfen. Mit allem, was einem zur Verfügung steht. Zum Glück gibt’s die Polizei. Die liebt auch die Opfer. Nicht nur die Feinde.
In jedem Fall einen schönen Sommer, Gott befohlen
Ihr Pfarrer Dr. Armin Kistenbrügge