Gedanken zur Sommerzeit
Beobachten und zupacken. Gelassen agieren und entscheiden.
Kategorie: Impulse
Quelle: Polizeipfarramt der EKHN
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„Jetzt ist die Zeit“ – so lautete die Losung für den Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni in Nürnberg. „Jetzt ist die Zeit“ – das Bibelwort aus dem Markusevangelium (1. Kapitel, Vers 15) lädt ein, einen Moment über Zeit nachzudenken, über den richtigen Augenblick, über Entschlossenheit und Geduld, über Schnelligkeit und Muße.
Das Zeitkonzept des Aufbruchs: Jetzt – oder nie. Zugriff. Veränderung.
„Jetzt ist die Zeit“. Es gibt Phasen im Leben, Lagen im Dienst, Situationen im Alltag, da weiß man: „Jetzt – oder nie.“ Wenn man die Chance nicht ergreift, ist alles vorbei. Wenn ich jetzt nicht in Urlaub gehe, frisst mich alles auf. Wenn ich jetzt nicht aufbreche, komme ich zu spät.
"Zugriff“ – bei einem polizeilichen Einsatz gibt es den einen Moment, der die Gefährdung effektiv und schnell beendet und die Lage beruhigt. Diesem Moment muss man nutzen, ein Zögern kann fatale Folgen haben.
„Jetzt ist die Zeit“. Beim Kirchentag haben die Kirchentagsverantwortlichen erklärt, dieses Wort könne und solle als „klares Aufbruchssignal zur Abkehr von zukunftsgefährdenden Lebensweisen und Verhaltensmustern“ verstanden werden. Denn: „Jetzt ist die Zeit grundlegende Weichen neu zu stellen, damit auch zukünftige Generationen gut leben können.“ Die Zukunft muss gestaltet werden. Hoffen soll zu Machen werden.
Beim Abschlussgottesdienst mahnte Pastor Quinton Ceasar in seiner Predigt die Zuhörer:innen, immer wieder würden Veränderungen aufgeschoben und notwendiger Wandel nicht vollzogen, da es dafür angeblich noch nicht an der Zeit sei. Doch Jesus sage: „Jetzt ist die Zeit“. Der aus Südafrika stammende Theologe Ceasar forderte dazu auf, mit Veränderungen nicht länger zu warten, insbesondere im Umgang mit denen, die Diskriminierung erfahren: „Gott ist immer auf der Seite derer, die am Rand stehen, die nicht gesehen oder nicht benannt werden. Und wenn Gott da ist, dann ist da auch unser Platz.“
Das Zeitkonzept des Kreislaufs: Abstand. Beobachtung. Gelassenheit. Alles bleibt.
„Alles hat seine Zeit.“ Ein ganz anderes Zeitkonzept als das des Aufbruchs, des Zugriffs, der Veränderung beschreibt die Bibel im alttestamentlichen Buch des Predigers (oder Kohelet). Mit großem Abstand und offenkundiger, innerer Distanz heißt es zu Beginn des Kapitels 3: „Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit… Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit… Lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“
Was passiert, das folgt auf ein anderes Geschehen – weil es folgen muss. So wie im jahreszeitlichen Ablauf, wo Werden und Vergehen eine regelmäßige Ordnung haben. Die Zeit vergeht und vieles kommt wieder. Die Natur unterliegt einem großen Kreislauf und grundsätzliche Veränderungen sind schwierig. So wird sicher jeder Mensch irgendwann mal mit seinem Schicksal hadern. Böses und Zerstörung gehören halt unausweichlich zur Geschichte und Gegenwart der Menschheit dazu. Und das wird immer so bleiben.
„Alles hat seine Zeit.“ Böses wie Gutes, Erfolg wie Scheitern, Krieg und Frieden, geboren werden und sterben, alles, was man sich vorstellen – diese Haltung versteht Zeit offensichtlich als umfassendes Geschehen von Werden und Vergehen. Alles ist enthalten. Der Mensch beobachtet, erlebt, erleidet, gestaltet und sieht vieles kommen und gehen. Zeiten, Moden, Epochen, Weltreiche, Lebewesen folgen aufeinander und verschwinden. Das war schon immer so – und wird immer so sein.
Einfacher gesagt: „Es ist, wie es ist. Und es kommt, wie es kommt.“ In diesen Sätzen steckt viel Weisheit, die von Gelassenheit zeugt: „Ich muss nicht – nicht jetzt – es wird sich finden – ich kann.“
Leben heißt, die geschenkte Zeit klug zu nutzen.
Weder das eine noch das andere Zeitkonzept können das ganze Leben umfassend beschreiben. Und sie machen letztlich nicht zufrieden, denn ein Mangel bleibt immer. Kein Mensch sollte sich voll und ganz auf nur eine Seite des Zeitverständnisses schlagen. Blindes Handeln und übereifriges Tun helfen genauso wenig weiter wie zauderndes Abwarten und gleichgültiges Vertrösten.
Leben und Tun werden gelingen, wenn wir die zupackende Tat des Moments und die gelassene Haltung der Beobachtung miteinander in Verbindung bringen. Sie stehen nicht im Widerspruch zueinander – vielmehr bringt das Leben beides zusammen. So kann Mut wachsen und Neues entstehen.
Leben heißt, sowohl beobachten als auch zupacken. Gelassen agieren und dennoch entscheiden. Die Zeit mit all ihren einzelnen Momenten ist uns geschenkt, wir müssen und können sie klug nutzen.
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Für die Sommermonate und die beginnende Ferienzeit wünscht die Polizeiseelsorge Ihnen und Ihren Familien erholsame und anregende Zeiten, spannende Momente und gelassene Ruhephasen, packende Erlebnisse und entspannte, coole Begegnungen.
Nutzen Sie Ihre Zeit! Und bleiben Sie behütet!