39. Deutscher Evangelische Kirchentag in Hannover, Mai 2025
Eindrücke vom Kirchentag: „Es war ein großes Fest.“
Am Messestand: Barbara Görich-Reinel und Stefanie Alkier-Karweick
Kategorie: Berichte
Quelle: Polizeipfarramt der EKHN
Bildrechte: © ekhn_PolPfarramt
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Polizeiseelsorge auf dem Kirchentag.
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Spezialkräfte auf dem Dach
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Zu viele wollen in die Kirche
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Gottesdienst über den Glauben nach Gewalterfahrung
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Aktion Kirche und Sport im Wasser
Von Ltd. Polizeipfarrerin Barbara Görich-Reinel
Die Eindrücke jeder:s Teilnehmer:in sind verschieden, das Programm war vielfältig, die Veranstaltungsorte zwischen der Innenstadt Hannovers, dem Stadtrand und dem Messegelände waren weit verstreut. Es war auch 2025 ein großes Fest mit sehr unterschiedlichen Programm-Facetten, Angeboten und unterschiedlichen Eindrücken.
Auf dem Kirchentag gab es wie immer Gottesdienste und Diskussionen, Begegnungen und Feiern, Informationen und Neues und Altes. Dass einige Male "Pfadis" die Schilder "Kirche überfüllt" an Kirchentüren aufstellen mussten, war ärgerlich für mich als Zuspätgekommene – aber erfreulich für die Veranstaltenden.
Gut bewacht beim Eröffnungsgottesdienst
Nicht sehr oft kann man den Bundespräsidenten Deutschlands live vor einem großen Publikum erleben. Bei der Eröffnung des Kirchentags aber war das möglich. Ohne Kontrollen konnten Interessierte - und es kamen viele - zum Rathaus von Hannover kommen, um den Eröffnungsgottesdienst mitzuerleben. Nach der Feier sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vom Podium ein Grußwort, übertragen auf Großbildleinwände. Für die Sicherheitskräfte war der öffentliche Auftritt des Staatsoberhaupts eine große Herausforderung. Spezialkräfte der Polizei sicherten die große Open-Air-Veranstaltung von umliegenden Dächern aus. Gott sei Dank - alles blieb friedlich!
Besonderer Besuch am Stand der evangelischen Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer
Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN Ulrike Scherf kam zum Besuch und zum Gespräch auf den Stand der "Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer (KEPP)" beim Markt der Möglichkeiten auf dem Messegelände. Der Vorsitzende der KEPP, Pastor Uwe Köster aus Bremen, und ich als Polizeipfarrerin der EKHN konnten sie und die Leiterin des Zentrums Oekumene der EKHN und EKKW Christina Schnepel über den Dienst der Polizeiseelsorge ausführlich informieren. Das Gespräch verlief sehr freundschaftlich.
Gott, wo bist du? Glauben nach Gewalterfahrung
Ein Gottesdienst in der Marktkirche machte sehr sensibel auf die schwierigen Fragen des Umgangs mit Gewalterfahrungen in der Kirche aufmerksam. Die Feier hatte die Überschrift: "Gott, wo bist du? Glaube nach Gewalt" Der Gottesdienst sollte vor allem Menschen, die Gewalt erlebt haben, einen Raum bieten, um über den Glauben nach Gewalt nachzudenken und Trost zu finden.
Mein Eindruck: Die Erfahrungen von Gottferne, von Im-Stich-Gelassen-Werden, von Schmerz und Leid sind häufig eng verbunden mit dem Bewusstsein: Sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie ist nicht der Wille Gottes, so sind nicht alle, es lohnt sich weiterzuleben, es ist ein Kampf, Christus ist in mir. Aber es bleibt für manche auch dabei: Gott und ich sind vorerst mal auf Distanz.
Frieden: Streit – Diskussion – Engagement
Gestritten wurde zwischen Pazifist:innen, die auf Verhandlungen setzen, und denen, die meinen, in diesen Zeiten brauche man beides: Friedensfähigkeit und Wehrhaftigkeit. Ein eigenes Friedenszentrum in den Verdi-Höfen, einem Gebäude der Gewerkschaft in der Innenstadt, nicht Teil des offiziellen Programms, aber doch Teil des Ereignisses Kirchentag, widmete sich der Friedensfrage. Viele der Besucher:innen dort waren älter, Erinnerungen an die Friedensbewegung vergangener Jahrzehnte wurden ausgetauscht. Das intensive Ringen darum, wie man ohne Waffen Frieden schaffen kann, wurde deutlich.
Ein „Friedensruf von Christinnen und Christen“ fordert dazu auf, gegen wachsendes, militärisches Denken und Handeln den christlichen Glauben zu verstehen und zu leben als Grundlage für gewaltfreies Handeln, für diplomatisches Engagement und für eine gerechte, friedensfördernde Wirtschaft. Die Friedensfrage ist wichtig – aber über den Weg zu mehr Frieden muss weiter diskutiert werden.
Gottesdienst für Rettungskräfte
Beeindruckt hat mich der Blaulichtgottesdienst in einem Gemeindezentrum in einem bunten Neubauviertel am Rand der Stadt Hannover. Circa 200 Besucherinnen kamen unter dem biblischen Motto zusammen: "Was willst du, das ich für dich tun soll?" (Lukasevangelium Kapitel 18, Vers 41) Die Menge von Einsatzfahrzeugen rund um die Kirche erregte großes Aufsehen.
Im Gottesdienst spielte Musiker:innen des niedersächsischen Polizeiorchesters. Viele Mitarbeitende von Feuerwehr, Polizei, Rettungsorganisationen und Seelsorger:innen waren anwesend, aber offensichtlich auch Mitglieder der Ortsgemeinde. Vertreter verschiedener Hilfsorganisationen dachten eindrücklich über ihre Einsätze nach. Sie formulierten zum Beispiel, dass schon die Anfahrt der Rettungskräfte ein Sich-Erbarmen über andere sei. Der Erfolg der gewünschten Hilfe bliebe manchmal aus, aber niemand werde alleine gelassen. Wie gut, wenn „der Schmerz durch andere eingehüllt“ werden kann.
Markt der Möglichkeiten: Polizei stellt Demokratieprojekt vor
Ein Blick über den Tellerrand auf dem Messegelände: Ein Stand der niedersächsischen Polizei, der sowohl von erfahrenen Polizeibediensteten wie AnwärterInnen betreut wurde, stellte das interessantes Projekt „Polizeischutz für die Demokratie“ vor.
Hintergrund: Seit November 2019 ermöglicht diese Initiative Angehörigen des Polizeidienstes in Niedersachen als „Demokratiepat:innen“ freiwillige Demokratiearbeit im Rahmen ihres Dienstes. Ziel ist es, so die Polizei Niedersachsen, „das demokratische Selbstverständnis der Polizeiangehörigen zu festigen und ihre Widerstandskraft gegen demokratiegefährdende Tendenzen zu erhöhen.“
Eindrücklich, wie das Bundesland das freiheitlich-demokratische Selbstverständnis bewahren und die Widerstandskraft gegen demokratiegefährdende Erscheinungen in der niedersächsischen Polizei stärken will. Dazu wurden 200 Strategiepaten und -Patinnen an der Polizeiakademie ausgebildet, die sich der strukturellen Verankerung von Demokratiearbeit annehmen.
Taufen im Fluss
Die Aktion „Kirche und Sport“ zeigte an der Leine, dem Fluss durch Hannover, welche Fähigkeiten es braucht, um beim Surfen einer Welle auf dem Brett zumindest für eine Weile stehen zu bleiben. Wer wollte, konnte sich in der „Leinewelle“, nicht weit weg vom Schloss mit dem niedersächsischen Landtag, aber auch taufen lassen. Eine interessante Aktion – ich habe sie aber lieber vom trockenen Ufer aus betrachtet.