„Einsatz ohne Blaulicht, aber mit viel Herz und Wehmut“
Leitende Polizeipfarrerin in den Ruhestand verabschiedet
Polizeipfarrerin gibt Stola zurück
Kategorie: Berichte
Quelle: Polizeipfarramt der EKHN
Bildrechte: ©ekhn_PolPfarramt
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Gleich beginnt der feierliche Gottesdienst
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Oberkirchenrat Raimar Kremer und Pfarrerin Barbara Görich-Reinel
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Predigt zum Abschied aus dem aktiven Pfarrdienst
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Langener Stadtkirche mit dem hessischen Polizeiorchester
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Propst Arras segnet Pfarrerin Görich-Reinel
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Ökumenische Gebetswünsche für die Polizei, die Kirche und die Welt
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Viele Besucher kamen zu Verabschiedung
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Viele Ehrengäste, Freund:innen und Familie sind dabei
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Polizeipräsident Muth spricht zu Pfarrerin Görich-Reinel
Mit einem Festgottesdienst ist Pfarrerin Barbara Görich-Reinel als Leitende Polizeipfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am 17. September 2025 verabschiedet worden. Gleichzeitig wurde sie in den Ruhestand versetzt. Gesangbuchlieder mit Gotteslob, feierliche Orgelmusik, rhythmisch-klangvolle Arrangements zeitgenössischer Musiktitel und persönliche Worte machten die Verabschiedung in der gut besuchten Evangelischen Stadtkirche Langen zu einer fröhlich-andächtigen Feier.
Als „Einsatz ohne Blaulicht, aber mit viel Herz und Wehmut“ bezeichnete Oberkirchenrat Raimar Kremer die Verabschiedung. Propst Stephan Arras entpflichtete Pfarrerin Barbara Görich-Reinel offiziell von ihren Dienstpflichten und betonte gleichzeitig, sie behielte alle Rechte ihrer Ordination. Im Gottesdienst gab die in den Ruhestand wechselnde Pfarrerin die Stola des Polizeipfarramts zurück, die sie zu Beginn über dem Talar getragen hatte, ebenso ihren staatlichen Dienstausweis.
Beim anschließenden Empfang im Alten Rathaus Langen würdigte der Offenbacher Polizeipräsident Daniel Muth Pfarrerin Görich-Reinel als Person, die „Türen zu Trost und Zuversicht“ geöffnet habe. Auch der Langener Bürgermeister Jan Werner und andere sprachen ein Grußwort.
Loben und am Guten festhalten
Der Gottesdienst stand unter dem Motto: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Über diesen Vers aus dem Psalm 103 hielt Pfarrerin Görich-Reinel auch ihre Predigt. Dabei sagte sie im Rückblick auf ihren Dienst: „Ich singe heute mit Ihnen und Euch aus Dankbarkeit und aus tiefem Herzen. Ich möchte nicht vergessen, was Gott mir Gutes getan hat.“ Gegen die Tendenz, die Welt eher düster zu sehen, betonte Görich-Reinel, lieber Fakten anzuschauen und sich nicht verunsichern zu lassen. Die polizeiliche Kriminalstatistik erinnere zum Beispiel daran, unaufgeregt zu bleiben.
Das Gute müsse erlebbar werden in Wahrheit und Transparenz, aber auch im Eingeständnis von Fehlern und Schuld oder von Unwissenheit. Wörtlich sagte die scheidende Pfarrerin: „Vergiss nicht, was Gott an Gutem bereithält. Vergiss nicht, das Gute ist schon in der Welt. Es gilt das Gute zu finden, zu heben, in Kommunikations- und Entscheidungsprozesse einzubringen und sich richtig zu entscheiden – möglichst richtig und angemessen.“
In einer Gesprächsrunde im Gottesdienst sagte Görich-Reinel, sie habe es nie bereut Pfarrerin geworden zu sein. Sie bat um Entschuldigung, falls sie in ihrem seelsorgerlichen Dienst Menschen einmal nicht gerecht geworden sein. Von ihrer Kirche wünsche sie sich, dass sie mehr von den Grenzen her denke und die Menschen nicht nur von der Gemeinde, sondern auch von ihrem Alltag her wahrnehme.
Nachfolgerin kommt im neuen Jahr
Oberkirchenrat Kremer kündigte im Gottesdienst an, dass die Stelle der Polizeipfarrerin zum 1. Januar 2026 wieder besetzt werde.
Propst: Pfarrdienst vermittelt Geist der Verbindung
Die offizielle Entpflichtung aus dem aktiven Dienst nahm Propst Stephan Arras, Evangelische Propstei Starkenburg der EKHN, vor. Das Mitglied der Kirchenleitung der EKHN sagte, seit der Ordination von Pfarrerin Görich-Reinel 1990 habe sich viel verändert, ihr Dienst als Pfarrerin aber habe Menschen bei Veränderungen geholfen, wieder Fuß zu fassen. Er dankte für den Pfarrdienst in drei Ämter – als Gemeindepfarrerin, als Krankenhausseelsorgerin, als Polizeipfarrerin. Pfarrerin Görich-Reinel habe den Heiligen Geist, der der Welt Hoffnung schenke, bei allen Veränderungen als Geist der Verbindung vermittelt.
Im Gottesdienst spielte das Blechbläserensemble des Hessischen Landespolizeiorchesters unter der Leitung von Edgar Sterkel und auf besonderen Wunsch von Görich-Reinel Arrangements des Gospels “In the Bosom of Abraham”, des Rhythm-and-Blues-Songs aus dem Film Blues Brothers „Everybody needs somebody“ und des französischen Chansons „La Mer“. Die Langener Kantorin Elvira Schwarz begleitete die Feier und den Gemeindegesang an der Orgel.
„Was du bist, wird weiter ausstrahlen.“
Segensworte zur Entpflichtung und Fürbitten sprachen Weggefährtinnen und Freundinnen von Pfarrerin Görich-Reinel, Polizeibedienstete und Kolleginnen der Polizeiseelsorge aus der Katholischen Kirche und aus anderen Landeskirchen in Deutschland. Die Kollekte des Gottesdienstes war bestimmt für das Frankfurter interkultureller Beratungszentrum „FIM – Frauenrecht ist Menschenrecht e.V.“, das Migrantinnen und ihre Familien in schwierigen Lebenslagen berät. Insgesamt wurden mehr als 800 Euro für diese Initiative gespendet.
Empfang mit sechs Grußworten
Beim anschließenden Empfang im Alten Langener Rathaus überbrachte Polizeipräsident Daniel Muth, Polizeipräsidium Südosthessen, im Auftrag der hessischen Polizei auch Grüße von Landespolizeipräsident Felix Paschek. Muth nannte Görich-Reinel eine wichtige „Ansprechperson für uns“ nach belastenden Einsätzen, bei tragischen Ereignissen, bei Krisen oder im ganz normalen Alltag. Muth sagte: „Sie haben zugehört, begleitet, ermutigt – und damit einen unschätzbaren Beitrag für die Menschen in der Polizei geleistet.“
Ein ökumenisches Grußwort sprachen der katholische Landespolizeiseelsorger Diakon Stephan Arnold und Landespolizeipfarrer Ulrich Briesewitz, Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck. Sie bezeichneten Görich-Reinel als jemand, die als Seelsorgerin ein Ruhepol für die Menschen in der Polizei war: „Du hattest einen festen Stand und konntest mit ruhigem Auge auf die Dinge schauen.“
Polizeipastor Uwe Köster aus Bremen sprach für die Konferenz der Evangelischen Polizeiseelsorge in Deutschland (KEPP). Er erinnerte an inhaltsreiche Zusammenarbeit zum Beispiel bei Kirchentagen oder bundesweiten Tagungen. Köster bezeichnete Görich-Reinel als „konzentrierte und hartnäckig nachfragende Person, die ein Ergebnis will“, und sagte: „Du wirst uns fehlen.“
Polizeirat Thorsten Reus, Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS), und der EKHN-Kollege Polizeipfarrer Michael Grimm bedankten sich im Namen des Beirats des Polizeipfarramts der EKHN bei Görich-Reinel. Sie habe viel bewegt mit ihrem eigenen Stil, großes Engagement gezeigt, sei in Einsatzlagen bei den Menschen vor Ort gewesen und habe immer „ein Ohr in der Polizei gehabt“. Grimm dankte und sagte: „Es geht dir um die Sache – auch mal kritisch. Mit großem Horizont findest du gute Worte.“
Oberkirchenrat Raimar Kremer übergab für das Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN, zu dem die Polizeiseelsorge gehört, als Abschiedsgeschenk Gartenstühle, auf denen sich Görich-Reinel und ihre Familie im Ruhestand ausruhen können.
Bürgermeister Werner verspricht Geschenk auch für die Polizei
Abschließend wandte sich der Langener Bürgermeister Jan Werner an die scheidende Pfarrerin: „Du leistet extrem wichtige Arbeit für unsere Polizei.“ Er sei mit der Familie Görich lange bekannt und verbunden, sie sei durch die Mitgliedschaft im selben Langener Verein quasi eine „Turnschwester“. Und als Schirmherrin für ein Faustballturnier begegne er ihr regelmäßig. Werner kündigte an, dass es als Geschenk – auch für die Polizei und andere Rettungskräfte – zukünftig einen Blaulichttag der Stadt Langen in Verbindung mit dem Turnier geben werde.