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Polizisten empfanden Einmischung als unfair und unsachgemäß

Polizeipfarrer kritisieren Einsatz kirchlicher Beobachter bei Räumungen

Das Verhalten kirchlicher Beobachter bei Räumungsaktionen der Polizei ist von EKHN-Polizeipfarrer:innen kritisiert worden. Sie beanstanden parteiisches Verhalten von kirchlichen Beobachtern und mangelnden Sachverstand gegenüber dem notwendigen Handeln der Polizei.

Frankfurt a.M. (epd 18.1.2023). Polizeipfarrer haben die Vorbereitung kirchlicher Beobachter auf die Räumung des Fechenheimer Waldes kritisiert. Viele Polizisten unterschiedlicher Einheiten aus ganz Hessen hätten sich über ein parteiisches Verhalten von kirchlichen Beobachtern bei der Räumung des Dannenröder Forstes vor zwei Jahren beschwert, sagten die Leitende Polizeipfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Barbara Görich-Reinel, und Polizeipfarrer Martin Schulz-Rauch dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. So hätten nach Schilderung von Beamten Beobachter für Waldbesetzer gekocht und sich ohne Sachverstand in das Handeln der Polizei eingemischt.

„Das ist kritisch“, sagte Görich-Reinel. „Die Polizei weiß, was sie tut, und wann sie unter Umständen Gewalt anwenden muss.“ Das Verhalten der kirchlichen Beobachter sei von Polizisten nicht als kommunikationsfördernd, sondern als störend empfunden worden, und ihre Berichte als einseitig zugunsten der Besetzer. Den Beschuss mit Steinen, Zwillen und Fäkalienbehältern hätten die Polizisten als sehr missachtend empfunden, ergänzte Schulz-Rauch. Trotzdem hätten sie ihr Zwangshandeln gegenüber den Beobachtern rechtfertigen müssen. Polizisten hätten die Einmischung von kirchlichen Beobachtern als unfair und unsachgemäß empfunden. „Das ärgert die Polizei.“

Die Rolle des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach sollte nicht darin bestehen, parallel zur Polizei eine eigene Einsatzleitung von Beobachtern zu gründen, kritisierte die Leitende Polizeipfarrerin. Damit erwecke die Kirche bei der Polizei den Eindruck, eine Parallelstruktur bilden zu wollen. Außerdem zeuge dies von Misstrauen gegenüber der Polizei. „Ich hätte lieber eine Kirche, die sich eindeutig für den Klimaschutz positioniert, als kirchliche Aktionen bei einem Polizeieinsatz“, sagte Görich-Reinel.

Rodungsgegner hatten das Evangelische Stadtdekanat um die Entsendung von Beobachtern im Fall einer Räumung des Waldstücks im Fechenheimer Wald im Frankfurter Osten gebeten. Rund 20 Ehrenamtliche haben sich nach Angaben des Leiters der Steuerungsgruppe, Pfarrer Gunter Volz, dafür bereiterklärt. Die Beobachter hätten sich schriftlich zu Neutralität und Allparteilichkeit verpflichtet. Das 230 Meter lange und 70 bis 140 Meter breite Waldstück im Frankfurter Osten soll für das fehlende, gut zwei Kilometer lange Verbindungsstück zwischen der A66 und A661 gefällt werden.

Quelle: epd Mitte-West 

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