Kunstwerk für Polizeibedienstete als Dauerleihgabe der EKHN und des Bistums Mainz
„Raum der Stille“ im Polizeipräsidium Offenbach: Fenster in eine andere Welt
(v.l.) Polizeivizepräsidentin Anja Wetz, Künstler Bernd Fischer und Kunstpfarrer Markus Zink
Kategorie: Berichte
Quelle: Polizeipfarramt der EKHN
Bildrechte: ©Polizei_Hessen
Es soll ein Raum sein, um zu sich selbst zu kommen. Im Polizeipräsidium Südosthessen (PPSOH) in Offenbach ist am 15. August 2025 ein Kunstwerk im „Raum der Stille“ übergeben worden, das die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und das Bistum Mainz für Polizistinnen und Polizisten an deren Dienstort zur Verfügung stellen. Ein von dem Offenbacher Künstler Bernd Fischer gestalteter Glasparavent mit Naturmotiven verleiht dem „Raum der Stille“ eine besondere Atmosphäre. Die soll, so die Initiator:innen, „für die nötige Balance aus Geborgenheit und Freiheit sorgen“.
Bei der offiziellen Übergabe sagte der EKHN-Kunstpfarrer Markus Zink, der Raum und seine künstlerische Gestaltung sollen „offen für alle sein, aber nicht offen für alles und nichts“. Sie sollten den Menschen in dem Präsidium dienen und ein Fenster in eine andere Welt öffnen, besonders wenn der „Dienst schwer geworden ist“. Die Vizepräsidentin des Präsidiums Anja Wetz betonte, wie wichtig es sei, dass Polizeikolleginnen und Kollegen einen Ort bekommen, um auch einmal Ruhe zu haben. Das Kunstwerk mit der Darstellung von Naturelementen sei dabei hilfreich. Vizepräsidentin Wetz dankte allen Beteiligten und würdigte die gute Zusammenarbeit und das gute Miteinander, das sei „keine Selbstverständlichkeit in Zeiten knapper Kassen“.
Ein Raum der inneren Frieden fördert
Die Leitende Polizeipfarrerin der EKHN Barbara Görich-Reinel und die katholische Polizeiseelsorgerin Anna Albert erklärten, der „Raum der Stille“ solle offen sein für Vielfalt. Sie wünschten, dass der „Raum nicht nur äußerlich Stille schenkt, sondern auch inneren Frieden fördert“. Jede und jeder solle sich wollkommen fühlen – unabhängig von Herkunft, Glauben oder Lebenssituation. EKHN-Kirchenbaudirektorin Margrit Schulz dankte ebenfalls für die gute Zusammenarbeit, „ökumenisch und zwischen Kirchen und Landesbehörde“. Sie betonte, dass die Finanzlage bei Land, Bund und Kirchen zunehmend angespannter werde. Dennoch wünsche sie „allen Beteiligten die Möglichkeit, auch zukünftig für diese Freiräume einzutreten“.
Kunstwerk „Sommerwald“ aus Glas
Das circa drei Meter lange und über zwei Meter hohe Kunstwerk „Sommerwald“ besteht aus einem freistehenden Glas-Paravent, dessen zwei Scheiben Verbundsicherheitsglas mit keramischen Farben bedruckt sind. Der Künstler Bernd Fischer hat dafür eigene Zeichnungen aus der Natur als Grundlage für die Gestaltung genutzt und lässt sommerliche Bäume als Motiv auf dem Glas-Paravent sehen. Die Raumfenster hinter dem Kunstwerk sind mit Folien in Sandstrahl-Optik beklebt und schützen vor neugierigen Blicken von außen. Die Grafik auf den Fensterflächen gibt stark vergrößerte Details von Bäumen und Ästen aus einer Radierung von Rembrandt wieder.
Fischer sagte zu dem Paravent, er lasse an Vegetation und Jahreszeiten denken, an den Zyklus des Lebens. Die Formen und Farben für den Raum sollten dezent sein und im Hintergrund bleiben. Gleichzeitig seien sie aber ein Angebot: „Wer will, soll sich damit beschäftigen können.“ Das Wichtigste sei der eigene Zugang, den Betrachterinnen und Betrachter zum Bild finden können.
Hintergrund: „Raum der Stille“
Der „Raum der Stille“ steht den Beschäftigten des Polizeipräsidiums jederzeit offen. Polizeibedienstete können hier zum Beispiel nach einem belastenden Einsatz Ruhe und Besinnung finden. Wer möchte, kann in dem Raum meditieren, beten oder Seelsorgegespräche in Anspruch nehmen.
Grundsätzlich steht dieser Raum Menschen jeder Weltanschauung oder Religionszugehörigkeit für die individuelle Einkehr zur Verfügung und verzichtet bewusst auf klassische Religionssymbole. Bereitgestellt werden jedoch religiöse Schriften, Rollteppiche sowie ein Kompass in Globusform, um die Suche nach einer Gebetsrichtung zu erleichtern. Der Raum der Stille soll einen Freiraum bieten, um sich innerlich zu sammeln, sich zu besinnen und in der Betrachtung eines Kunstwerks wieder zu sich selbst und den Quellen eigener Kraft zu finden.
Hintergrund: Glaskunstwerk „Sommerwald“
Das grün-gelb schimmernde Glaskunstwerk „Sommerwald“ im Raum der Stille ist eine 30-jährige Dauerleihgabe des Katholischen Bistums Mainz und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) an das Polizeipräsidium als Behörde des Landes Hessen. Als Kosten nannten die Verantwortlichen einen "niedrigen fünfstelligen Betrag", den sich die beiden Kirchen teilen. Ausgeführt wurde die Arbeit von der Glasmalerei Peters, Paderborn. Von Seiten der EKHN waren bei der Planung und Umsetzung das Zentrum Seelsorge und Beratung der EKHN, das Zentrum Verkündigung der EKHN und die Referatsgruppe Kirchliches Bauen in der Kirchenverwaltung der EKHN beteiligt.
Hintergrund: Künstler Bernd Fischer
Der 1954 in Offenbach geborene Künstler Bernd Fischer schloss ein Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach als "Diplom-Designer Visuelle Kommunikation" ab und studierte danach Bildhauerei an der Städelschule in Frankfurt. Der vielfach ausgezeichnete Künstler lehrte später selbst an der Städelschule und war Gründer und Leiter von BILDUNG+PROJEKTE, im werkstatthaus-offenbach (wh-o).
Fischer ist sowohl für Glasmalerei und Arbeiten auf Papier bekannt, als auch für Fotografien oder multimediale Porträtarbeiten. Fischer hatte 2017 auch die Gedenktafel für die in Ausführung ihres Dienstes zu Tode gekommenen Polizistinnen und Polizisten des Landes Hessen im Foyer des Hessischen Ministeriums des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz in Wiesbaden gestaltet.
Hintergrund: Zur Entstehungsgeschichte des "Raums der Stille" in Offenbach
Seit 2015 gab es den Wunsch, in dem damals noch geplanten neuen Polizeipräsidium in Offenbach einen überkonfessionellen „Raum der Stille“ einzurichten. Die Gestaltung sollte von Beginn an konfessionell und religiös neutral sein. Die evangelische sowie die katholische Kirche erklärten sich bereit, ein Kunstobjekt für diesen Raum als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Zur Koordination der Planung wurde PHKin Kirsten Krüger im Rahmen der Neubauplanungen zur Projektpatin benannt.
Gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe aus Vertreter:innen der Polizeiseelsorge, Beauftragten für unterschiedliche Belange im Polizeipräsidium wie Gleichstellungsbeauftragten, Migrationsbeauftragten oder Personalrat sowie in enger Abstimmung mit dem Referat Kunst und Kirche des Zentrums Verkündigung der EKHN wurde lange Jahre geplant – mit der Vorgabe, dass alle baulichen Maßnahmen reversibel sein müssen. Das Gremium wählte schließlich aus vier Künstlerinnen und Künstlern den Offenbacher Gestalter Bernd Fischer aus, der das Werk „Sommerwald“ schuf. Der Neubau des Präsidiums in Offenbach wurde 2021 eingeweiht, vier Jahre später ist nun auch der Raum der Stille fertiggestellt.
Das Polizeipräsidium Südosthessen in Offenbach