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Impuls zum Monatsspruch Juni 2023

Anstoß zum Nachdenken: Gott ist nicht knauserig

Es soll den Menschen gut gehen. „Vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle“ – das verspricht die Bibel. Als Gabe Gottes. Als Segen Gottes. Mehr dazu im Impuls zum Monatsspruch.

Von Polizeipfarrer Dr. Armin Kistenbrügge

„Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.“ (Monatsspruch für Dezember 2022 aus der Bibel, 1. Buch Mose Kapitel 27, Vers 28)

Segen ist was Handfestes: Du sollst nicht nur kriegen, was du verdienst. Die Notration zum Überleben. Manch einer traut sich gar nicht, sich mehr als das Allernötigste zu wünschen. Und zu gönnen. Sich nach echtem Segen fürs eigene Leben auszustrecken.

Und behandelt sich selber schlechter als seine Untergegebenen. Verlangt als Vorgesetzter von sich immer Hundertfünzig Prozent Einsatz und lässt keine Entschuldigung gelten. Aber Gott behandelt Menschen würdig. Und teilt großzügig: Es soll dir gut gehen – einen „fetten Segen“ sollst du kriegen. Für Leib und Seele.

Einen gefüllten Becher, einen gefüllten Teller. Und deine Seele braucht auch ein Dach über dem Kopf! Und satt wird man nicht von trocken Brot, es muss auch was Handfestes dabei sein, und mindestens ein Schluck aus der Pulle der Freude. Gott ist nicht knauserig.

Und Isaak auch nicht, der seinen Sohn Jakob mit diesen Worten segnet. Dabei weiß er nicht, dass Jakob ihn gerade übers Ohr haut. Denn der Segen in dieser biblischen Familie hing ziemlich schief. Im ersten Buch der Bibel wird diese deftige Geschichte erzählt (1. Buch Mose, Kapitel 27): Die beiden Zwillinge Esau und Jakob stritten sich darum: Wer ist der erste und hat Anspruch aufs Erbe, und wer kriegt bloß den Trostpreis? Wer muss sich im Leben hintenanstellen? Und dann hatte der jüngere Jakob seinen Bruder abgezockt: Beim alten Vater, schon halbblind, hatte er sich als großer Bruder mit verstellter Stimme eingeschlichen, um sich den Segen abzuholen. Und bevor der merkte, was gespielt wurde, hatte er den Falschen gesegnet und ihm das Erbe versprochen! Das war, als hätte Jakob seinen Vater beklaut. Und sich die Liebe und den Segen durch Lügen erschlichen. Das ist wie Unterschrift fälschen. Noch schlimmer.

Ich denke manchmal, wir haben Gott seinen Segen auch abgeluchst und uns ganz schön viel unter den Nagel gerissen. Und der nachfolgenden Generation bleibt nur das Nachsehen. Die müssen nehmen, was wir übriglassen vom Tau des Himmels und den Früchten der Erde, wenn es immer heißer wird und der Regen in Sturzbächen fällt, statt sanft zu bewässern.

Zum Glück lässt Gott Jakob trotzdem nicht im Regen stehen, sondern im Segen. Trotz allem. Und uns auch nicht. Wir haben es uns noch nie verdient, den Segen. Seine Großzügigkeit hat Gott immer selber bezahlt. 


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