Impuls für August 2024
Bis zum Überlaufen!
Kategorie: Impulse
Quelle: Polizeipfarramt der EKHN
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Wie kann ich mein Leben, trotz hohen Anforderungen im Beruf und Stress im Privatleben, in einem inneren Gleichgewicht halten? Bei meinen Besuchen auf den Dienststellen stelle ich immer wieder fest, dass diese Frage zahlreiche Bedienstete der Polizei beschäftigt. Mich selbst übrigens auch.
Im Hamsterrad gefangen
Eine tragfähige Antwort darauf kann jede:r wohl nur für sich selbst finden, und das ist gar nicht so einfach. Denn viele Dinge müssen einfach erledigt werden, im ungünstigsten Fall on top. Im dienstlichen Bereich können das etwa Vertretungsdienste für erkrankte Kolleg:nnen sein. Oder Einsätze anlässlich von besonderen Großereignissen wie zuletzt die Fußball-EM.
Wer permanent unter Stress steht, verändert sich immer mehr, ist aber möglicherweise zu sehr in seinem Hamsterrad gefangen, um das zu bemerken.
Mach Pausen! Entzieh dich von Zeit zu Zeit den Beschäftigungen!
Dieses Problem ist gar nicht so „neu“, wie es uns manchmal erscheint. Denn aus dem gleichen Grund hat schon vor 900 Jahren (!) Bernhard von Clairvaux dem damaligen Papst ins Gewissen geredet.
„Wo soll ich anfangen?“, schreibt Bernhard in einem Brief. „Am besten mit deinen zahlreichen Beschäftigungen. Denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit dir. Ich fürchte, dass du, eingekeilt in deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb deine Stirn verhärtest; dass du dich nach und nach des Gespürs für einen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, du entziehst dich von Zeit zu Zeit deinen Beschäftigungen, als dass sie dich ziehen und dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst, wo das Herz hart wird.“
Diese Worte könnten einem Ratgeber zur Burnout-Prävention entnommen sein. Es geht darin um Achtsamkeit für sich selbst: Pass gut auf dich auf! Mach Pausen! Unterbrich deine Arbeit immer wieder – für einen Augenblick, eine Stunde, einen Tag oder auch für drei Wochen Urlaub. Nur so kann der Blick wieder frei werden, für die Menschen, die Natur, das Leben um uns herum. Das hält im Gleichgewicht. Wer immer nur gibt, ohne wieder aufzutanken, der hat irgendwann keine Kreativität und keine Kraft mehr. Ein „verhärtetes Gesicht“ und ein „versteinertes Herz“ sind die höchste Alarmstufe dafür, dass die Achtsamkeit für die eigene Person verloren gegangen ist. „Gönne dich dir selbst!“- das fordert Bernhard von Clairvaux deshalb.
Die Seele baumeln lassen
Was hilft Ihnen, die Seele einmal so richtig baumeln zu lassen? Auf meiner inneren Liste steht ganz oben: Ein paar Tage auf einer autofreien Nordseeinsel verbringen, lange Spaziergänge am Strand, Meeresrauschen, Wind und Sonne tanken. Und wenn dieses Ziel gerade zu weit weg ist, versuche ich mir zumindest kleine Auszeiten im Alltag zu gönnen. Allerdings mit wechselhaftem Erfolg.
Worauf es bei der Suche nach dem inneren Gleichgewicht ankommt, habe ich durch ein Bild, das Bernhard von Clairvaux gebraucht, besser verstanden. Es geht in diesem Bild um das Lebenselement Wasser. „Wenn du vernünftig bist“, schreibt er, „dann sei nicht wie ein Kanal, durch den das Wasser schnell hindurch rauscht. Sei vielmehr wie eine Schale, die sich zuerst ganz mit Wasser füllt und dann das überlaufende Wasser hergibt, ohne dabei eigenen Schaden zu nehmen. Zuerst anfüllen, dann ausgießen! Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen!“
Aus der Fülle leben
Ich frage mich, wie oft ich im Alltag eher ein „Durchlauferhitzer“ bin, und was es mir manchmal schwer macht, mich mir selbst zu gönnen und aus der Fülle heraus zu leben. Möglicherweise finde ich im Sommerurlaub am Meer ein paar Anregungen, die mir weiterhelfen…
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer, mit guten Gelegenheiten Abstand vom Alltag zu gewinnen, aufzutanken und die Seele baumeln zu lassen!
Ihr Polizeipfarrer