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Impuls zum Monatsspruch Juli 2024

Wegsehen und schweigen – das geht nicht!

Eine blaue Grafik zeigt den Monatsspruch

Monatsspruch Juli 2024

Man muss der Mehrheit nicht folgen. Die Bibel fordert zum eigenen Denken auf. Und sich gegen Unrecht zu stellen. Der geistliche Impuls für Juli denkt über Demokratie und soziale Verantwortung nach.

„Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.“ (2. Buch Mose, Exodus Kapitel 23, Vers 2. Einheitsübersetzung)

Oha, eine Weisheit der Bibel! Die Aufforderung lautet: „Du musst selbst denken und das eigene Gewissen befragen. Und in manchen Situationen musst du sogar widersprechen!“

Das ist gar nicht so einfach, wenn man dadurch in eine Minderheiten-Position gerät. Wer mag schon als Spaßverderber gelten oder als „woke“ beschimpft werden? Niemand will als unkollegial abgestempelt werden. Missstände anprangern, Probleme ansprechen – das ist anscheinend eher etwas für Leidensfähige.

Menschen lassen sich in die Irre führen

Wie kommt es eigentlich zu Mehrheiten, die – oft wider besseres Wissen – Unrecht ignorieren und schlimme Folgen in Kauf nehmen? Man fragt sich: Welche Lobby steckt dahinter? Welches Feindbild greift? Welche Überzeugungen und Mächte sind da im Spiel?

Manche Mechanismen sind bekannt: Menschen lassen sich in die Irre führen. Sie werden durch Verschwörungserzählungen gebunden oder korrumpiert, durch juristische Tricksereien ausgespielt oder gar mit Androhung von Gewalt verunsichert.

Aber auch diejenigen, die wegsehen und schweigen, ermöglichen Unrecht. Leute, die sich keine Zeit nehmen, keine Lust auf Nachrichten haben, keinen Mut finden.

Es kann wieder geschehen

Ich habe vollstes Verständnis für Personen, die zu schwach, zu krank oder zu überlastet sind, um sich politisch zu interessieren oder gar zu engagieren. Aber: Wegsehen und schweigen – das geht nicht! Ansonsten gefährden wir die Demokratie.

Primo Levi hat als Auschwitzüberlebender gesagt: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“

Unrecht ist manchmal schwer festzustellen. Denn auch, wenn Recht gesprochen ist, kann etwas nicht richtig sein. Dann ist unsere soziale Verantwortung gefragt und jede und jeder muss sich selbst fragen: Wo ist mein Widerspruch nötig? Wo muss ich widerstehen? Wo muss ich remonstrieren oder demonstrieren?

Es gibt klare Grenzen

Aber: Nicht anschlussfähig ist und bleibt, wenn die Würde des Menschen verletzt und Menschlichkeit mit Füßen getreten werden. Wenn Tiere gequält und die Natur ausgebeutet werden. Wenn die Zukunft Jüngerer verbaut wird.

Deshalb sollst Du dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist!

Von Ltd. Polizeipfarrerin Barbara Görich-Reinel 


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